Schweizer Kirsch hat eine lange Geschichte, eine faszinierende Gegenwart und eine vielversprechende Zukunft. Viele traditionelle Spezialitäten werden mit Kirsch verfeinert: die Zuger Kirschtorte, Kirschstengeli, das Fondue, aber auch Basler Läckerli und Fasnachtschüechli. Ob getränkt oder parfümiert, ob pur oder vermengt – immer ist es das unverkennbare Kirscharoma, das diesen Spezialitäten das gewisse Etwas verleiht.
Ein Blick zurück
In Europa wurden die ersten Kirschbäume durch den römischen Feldherrn Lucius Licinius Lucullus (117 bis 56 v. Chr.) eingeführt. Die Pflanzen waren Teil der Beute eines Feldzugs in Kleinasien, bei dem die Truppen in der heutigen Türkei an der Stadt Giresun vorbeikamen und Kirschbäume vorfanden. In vielen Sprachen leiten sich die Wörter für Kirsche vom griechischen Namen Kerasus für Giresun ab (englisch: cherry, spanisch: cereza, französisch: cerise). Vor allem nördlich der Alpen fand der Baum ideale Wachstumsbedingungen und verbreitete sich rasch. Und wo Früchte sind, da ist meist auch der Brennhafen nicht weit.
Echtheitszeichen
Interessanterweise hatte der Kirsch im deutschsprachigen Raum immer auch sprachlich eine Sonderstellung. Er war nie bloss ein Schnaps, wie im Volksmund einheimische Destillate generell bezeichnet werden. Die besondere Wertschätzung in der Schweiz zeigt sich etwa darin, dass nach dem Zweiten Weltkrieg ein amtliches Echtheitszeichen – ein Unikat – eingeführt wurde, um ihn vor Panscherei zu schützen. Die Auflagen für diese Auszeichnung waren streng und trugen in den folgenden Jahrzehnten wesentlich zur Qualitätssteigerung bei.
Der Schweizer Kirsch heute
Während in der Schweiz und in ganz Europa die kontrollierte Ursprungsbezeichnung (AOC) an Bedeutung gewinnt, der polnische Wodka aus polnischem Getreide hergestellt werden muss und man sich kaum denken kann, dass ein Féchy mit Trauben aus der Ostschweiz oder Algerien hergestellt werden darf, kann seit den 1990er-Jahren ein Schweizer Kirsch auch aus ausländischen Kirschen hergestellt werden. Die nötige Liberalisierung der Spirituosenbranche, jedoch ohne klaren Ursprungsschutz für einheimische Brände, hat die Produktion von Kirschen für die Brennereien aus der Schweiz innert 20 Jahren um gut 75 Prozent zurückgehen lassen.
Die unglaubliche Sortenvielfalt
Nichtsdestotrotz hat der Schweizer Kirsch Zukunft, denn es sind heute noch über 800 Kirschensorten bekannt. Wegen des bis Ende des 20. Jahrhunderts geschützten Produktionsraums und des hohen Stellenwerts der Kirschen lohnte es sich für die Bauern, die Bäume zu pflegen und die Arten zu erhalten. Das ist ein Erbe, das es zu pflegen und wertzuschätzen gilt. Und Humbel tut es! Diese einmalige Vielfalt inspiriert uns zur Herstellung einer breiten und interessanten Anzahl von Kirschdestillaten