Brenngeschichte
Die ersten Destilliergeräte gehen auf die Zeit der alten Ägypter zurück. Aber auch Griechen und Römer haben sich dieser Technik bedient. Die Ägypter verwendeten sie vor allem, um ätherische Öle mittels Wasserdampf aus Pflanzen zu lösen. Ab dem 8. Jahrhundert erzeugten die Araber verschiedenste Parfüms aus Veilchen, Lotusblumen oder Lilien. Zu den Pionieren dieser Entwicklung gehört der im Jahr 980 geborene Avicenna, ein persischer Arzt, Philosoph und Wissenschaftler.
Auf den Spuren von al-kuhl und al-anbiq
Aus dem Orient fand die Destilliertechnik ihren Weg nach Europa. An die ursprüngliche Herkunft erinnern noch heute Begriffe wie Alkohol oder Alambic, die von den arabischen Wörtern al-kuhl und al-anbiq abstammen. Wahrscheinlich waren es die Alchemisten, die ab dem 12. Jahrhundert die arabischen Destilliergeräte so abänderten, dass mit ihnen Schnaps hergestellt werden konnte. Eine zentrale Rolle spielte dabei die medizinische Schule von Salerno, damals eine besonders innovative Experimentierstätte. Dort beschreibt 1150 der Arzt Matthaeus Platearius schon recht exakt den Ablauf einer Destillation.
Vom Aqua ardens ...
Zehn Jahre später erzählt Magister Salernus in seinem medizinischen Lehrbuch «Compendium Salerni» erstmals von «brennendem Wasser». Wahrscheinlich war es noch ein etwas schmalbrüstiges Destillat, denn zwei entscheidende Verbesserungen wurden erst in den Jahrzehnten danach eingeführt, nämlich die Kühlung und das mehrfache Brennen (Rektifizierung). Thaddäus Florentinus (1223 bis 1303) ist der Erste, der diese Verfahren beschreibt. Um 1300 wurde schon in ganz Europa destilliert und gebrannt. Das Destillieren von Alkohol war anfänglich wohl eine unheimliche Sache. Damit wurde die damals weitverbreitete Vier-Elemente-Lehre widerlegt, nach der alles Sein auf Erden aus den vier Grundelementen Wasser, Feuer, Luft und Erde besteht. Erstmals brannte ein Wasser, ging gewissermassen in Feuer über. Als Grundstoff zum Brennen diente Wein, und die Apparaturen dazu waren vergleichsweise einfach.
... über das Aqua vitae ...
Im 13. Jahrhundert entdeckten die Mediziner die positiven Eigenschaften des Alkohols. Aus dem Aqua ardens («Feuerwasser») der Alchemisten wurde Aqua vitae, zu Deutsch «Lebenswasser», auf Französisch «Eau-de-vie» und auf Italienisch «Acquavite». Alkohol war damals in erster Linie ein hervorragendes Desinfektionsmittel, diente aber auch zur Haltbarmachung und zum Einlegen von Kräutern und Tinkturen. Eine besondere Rolle spielte er bei der Bekämpfung der grossen Pest-Epidemie von 1348/49. Erst ab dem 14. Jahrhundert wurde Alkohol auch zum Genussmittel.
... zur Alkoholsteuer
Als die Brenner im 16. Jahrhundert dazu übergingen, auch stärkehaltige Rohstoffe (Korn und Kartoffeln) zu brennen, zeigten sich erstmals die negativen Seiten des hochprozentigen Alkohols. Weil Korn und Kartoffeln im Gegensatz zu Früchten fast überall und in grossen Mengen gediehen, wurde Schnaps so günstig, dass er von allen Bevölkerungsschichten konsumiert beziehungsweise selbst hergestellt werden konnte. Aus dieser Zeit stammten auch die ersten Alkoholgesetze und ab diesem Zeitpunkt wurden Steuern auf Schnaps erhoben.